Erfolgreicher Tarifabschluss Spedition und Logistik Berlin und Brandenburg mit Wirkung ab 01. März 2022 (Laufzeit 18 Monate)
Berlin, 09.03.2022.
Nach zwei Verhandlungsrunden unter erschwerten Bedingungen (aufgrund der hohen Corona-Inzidenzzahlen konnten die Verhandlungen nur online durchgeführt werden), konnte in der zweiten Verhandlungsrunde am 23. Februar zwischen dem Verband Verkehr und Logistik Berlin und Brandenburg (VVL) und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ein für beide Seiten tragfähiges Ergebnis in der diesjährigen Tarifrunde erzielt werden.
Die Gewerkschaft hatte die Entgelttarifverträge zum Ablauf des 28. Februar 2022 gekündigt und ab 01. März 2023 u.a. folgende Forderungen gestellt:
- Kraftfahrer im Güterfernverkehr (Lohntarifverträge Berlin und Brandenburg): Erhöhung der Stundenentgelte der Kraftfahrer auf 14,22 € und die der Kraftfahrer mit 3-jähriger Berufs-ausbildung auf 14,56 €
- Arbeitnehmer/innen in Berlin (VTV Berlin): Erhöhung der Vergütungen der Beschäftigten im kaufmännischen und gewerblichen Bereich um 6,5 %; dazu Anhebung der untersten Entgeltgruppen auf 12,84 € pro Stunde
- Arbeitnehmer/innen im kaufmännischen Bereich nach dem Gehaltstarifvertrag Brandenburg (GTV Brandenburg): Angleichung der Brandenburger Entgelte an die Berliner Entgelte und somit Erhöhung um 13 %; dazu Anhebung der untersten Gehaltsgruppen 12,20 € pro Stunde
- Gewerbliche Arbeitnehmer/innen in Brandenburg (LTV Brandenburg): Angleichung der Brandenburger Entgelte an die Berliner Entgelte und somit Erhöhung der Löhne der Beschäftigten im gewerblichen Bereich von 8 % in der Entgeltgruppe V bis 8,5 % in der Entgeltgruppe II; Anhebung der untersten Lohngruppen auf 12,20 € pro Stunde
- Auszubildende: Erhöhung der monatlichen Ausbildungsvergütungen nach dem Vergütungstarifvertrag Berlin und dem Gehaltstarifvertrag Brandenburg pro Ausbildungsjahr um mindestens 150 €
- Einführung von 3 Erfahrungsstufen für die gewerblichen Arbeitnehmer/innen nach dem Vergütungstarifvertrag Berlin und dem Lohntarifvertrag Brandenburg analog den Regelungen für die kaufmännischen Beschäftigten
Im Ergebnis haben sich die Tarifparteien mit Wirkung mit Wirkung ab 01. März 2022 auf folgenden Kompromiss geeinigt:
- Anhebung der Löhne und Gehälter der gewerblichen und der kaufmännischen Beschäftigten gem. VTV Berlin um 4,4 %, wobei der Stundenlohn in den beiden untersten Stufen auf 11 € angehoben wird. Ab dem 01. Oktober 2022 Anhebung der Stundenlöhne in den Entgeltgruppen VII und A I Stufe I auf 12 € sowie Erhöhung der Stundenvergütungen in den Entgeltgruppen A I Stufe 2 und A II Stufe I auf 12,10 €; die Stufe II der Entgeltgruppen A II wird gestrichen.
- Anhebung der Löhne der gewerblichen Beschäftigten gem. LTV Brandenburg um 4,9 %, wobei der Stundenlohn der Entgeltgruppe VII auf 11 € angehoben wird. Ab dem 01. Oktober 2022 Erhöhung der Stundenentgelte der Entgeltgruppen VII und VI auf 12 €, in der Entgeltgruppe V auf 12,20 €.
- Erhöhung der Gehälter der kaufmännischen Beschäftigten gem. GTV Brandenburg um 4,9 %, wobei die Stundenlöhne der Entgeltgruppen A I Stufe I und II und A II Stufe I auf 11 € angehoben werden. Ab dem 01. Oktober 2022 Anhebung der Entgeltgruppen A I Stufe I und II und A II Stufe I und III auf 12 €; Streichung der Stufe II der Entgeltgruppe A II.
- Erhöhung der monatlichen Ausbildungsvergütungen um 150 € je Ausbildungsjahr.
- Die Laufzeit der Tarifverträge beträgt 18 Monate.
- Eine Kündigung ist frühestens zum 31.08.2023 möglich.
Eine Einführung von Erfahrungsstufen für die gewerblichen Mitarbeiter konnte abgewendet werden.
Der o.g. Tarifabschluss entfaltet keine Bedeutung für die Kraftfahrer im Güterfernverkehr in Berlin und Brandenburg (Lohntarifverträge Kraftfahrer Güterfernverkehr in Berlin und Brandenburg). Vielmehr gab es mit ver.di die Verständigung, die Entgeltanpassung vorerst zurückzustellen. Hintergrund ist die von ver.di geforderte, kaum realisierbare Annäherung/Angleichung dieser Verträge an die Löhne der übrigen Kraftfahrer gem. LTV Brandenburg und VTV Berlin (Nahverkehr). Die Verhandlungen für diese beiden Verträge werden voraussichtlich im April fortgeführt.
Willi Emons, Verhandlungsführer der VVL-Tarifkommission: ‚Mit dem vorliegenden Tarifabschluss konnte im Zuge der anhaltend hohen Inflation den Beschäftigten ein angemessener Ausgleich bei den Entgelten verhandelt werden, der auch ein Signal gegen den Fachkräftemangel im Gewerbe aussendet. Dies spiegelt sich auch in den deutlich gestiegenen Ausbildungsvergütungen nieder, die einen echten Beitrag zur Attraktivitätssteigerung der Ausbildungsberufe im Spedition- und Logistikgewerbe leisten. Gleichzeitig gewinnen die Unternehmen mit einer langen Laufzeit von 18 Monaten Planungssicherheit in einer Zeit, die von vielen perspektivischen Unsicherheiten (Corona-Krise, Ukraine-Krieg) gekennzeichnet ist.‘